Tierwohl
Stoffwechsel
In der Frühlaktation weisen die meisten Kühe eine negative Energiebilanz auf, welche auf die reduzierte Futteraufnahme bei gleichzeitig erhöhtem Energieverbrauch aufgrund der einsetzenden Milchbildung zurückzuführen ist. Ein Abbau der Körperfettreserven ist in dieser Zeit normal. Übersteigt der Abbau allerdings das übliche Maß, kommt es zunächst zu einem Anstieg der anfallenden freien Fettsäuren in Blut und Milch. Die freien Fettsäuren (sogenannte NEFAs, „non-esterified fatty acids“) werden nachfolgend in der Leber zu Ketonkörpern umgebaut, welche von vielen Geweben als Energieträger genutzt werden können. Eine längerfristige mangelhafte Anpassung an die negative Energiebilanz mit verstärktem Körperfettabbau, hohen Konzentrationen an freien Fettsäuren im Blut und daraus resultierender massiver Bildung von Ketonkörpern kann allerdings zu einer Ketose führen.
Während bei einer klinischen Ketose deutliche Symptome feststellbar sind und diese deshalb meist unverzüglich erkannt und therapiert wird, können die aus einer subklinischen („symptomlosen“) Ketose resultierenden verminderten Milchleistungen, Fruchtbarkeitsstörungen und erhöhten Abgangsraten längerfristig hohe wirtschaftliche Einbußen für den Betrieb bedeuten. Betroffen sind vor allem Kühe mit hoher Einstiegsleistung und Tiere, welche in der Trockenstehzeit verfetten und somit nach der Kalbung überproportional viel Fettmasse abbauen.
Durch ein kontinuierliches Monitoring mit frühzeitiger Diagnose und Therapie könnten die beschriebenen Tiere sofort erkannt und diese finanziellen Verluste weitgehend vermieden werden.
Projektname:
MetAlarm
Projekdauer:
2019 bis 2022
Kooperation:
Projektförderer:
Betreuende Tierärzte:
Themenfelder:
Stoffwechsel/Ketose/IR Sepktraldaten/Infrarotspektroskopie
Hintergründe
Das im Vorprojekt „Frühwarnsystem für Stoffwechselstörungen von Milchkühen mit Hilfe der Absorptionsspektren der Milch“ (FSM-IRMi) entwickelte Ampelsystem zur Bewertung der Stoffwechselstabilität („Doppelampel“) dient in diesem Projekt als Basis und soll nun durch die neu entwickelten Modelle („Stoffwechsel-Score“, „Stoffwechsel-Risiko-Score“, Fettsäuren, Haptoglobin, Fruchtbarkeit) ergänzt und vervollständigt werden. Ein Teil dieser zusätzlichen Parameter wurde bereits im Rahmen der Bestandsbesuche von „FSM- IRMi“ und „Q Check“ erhoben und soll nun weitergenützt werden. Dies umfasst vor allem ausgewählte Parameter der Anamnese und klinischen Untersuchung, aus denen der „Stoffwechsel-Score“ und „Stoffwechsel-Risiko-Score“ entwickelt werden soll. Der gesamte Datensatz aus „FSM-IRMi“, „Q Check“ und „MetAlarm“ soll abschließend zur Modellentwicklung und -überprüfung des optimierten Modells dienen.
Ziel
Ziel des Gemeinschaftsprojektes ist die Entwicklung eines „modularen Frühwarnsystems“ zum Energiestoffwechselmonitoring in bayerischen Milchviehbetrieben. Die Projektpartner streben die Entwicklung verschiedenster weiterführender Systeme mit 7 zusätzlichen Modulen an, welche auf den Betrieben ergänzend zur Doppelampel eingesetzt werden können und bei (laut Doppelampel) verdächtigen Tieren eine weiterführende Diagnostik sowie eine Gesamtbeurteilung der Gesundheit auf Herden- und Einzeltierebene ermöglichen. Die 7 Module sind wie folgt:
Im praktischen Teil dieses Projektes stehen wöchentlich Betriebsbesuche auf Milchviehbetrieben in ganz Bayern an. Hier werden sowohl Trockensteher als auch Tiere zwischen 5. und 65. Laktationstag von Projekttierärzten klinisch untersucht, wobei das Hauptaugenmerk auf der Energiestoffwechselgesundheit (Ketose) liegt. Parallel zur klinischen Untersuchung werden Milch- und Blutproben der Tiere gezogen und analysiert, welche u.a. auf Ketonkörper und Leberenzyme (Blutproben) bzw. Fett-, Protein-, Laktose- und Harnstoffgehalt sowie Zellzahl (Milchproben) untersucht werden. Allgemeine Betriebs- und Tierdaten (Herdengröße, Fütterungsdaten, Aktivitätsdaten, Fruchtbarkeitsdaten, Abkalbeverlauf…) ergänzen die klinischen Daten.
Ergebnis
In der praktischen Phase des Projektes wurden Daten von Tieren auf bayrischen Milchviehbetrieben erhoben, die im Anschluss in vier Arbeitspaketen mit unterschiedlichen Fragestellungen ausgewertet wurden:
Die Ergebnisse der Arbeitspakete werden in noch laufenden Publikationen veröffentlicht; außerdem steht die verbesserte Stoffwechseldoppelampel bereits zur Verfügung. Der Milchprüfring Bayern e.V. stellt in diesem Projekt diverse Messdaten für die Auswertung zur Verfügung.
Wenn Sie sich näher über den Report informieren möchten, finden Sie sämtliche Informationen auf der Homepage des LKV Bayern e.V.
Kontakt LKV
Bayern e.V.
Landsberger Straße 282
80687 München
Tel: +49 89 5443 48 0
E-Mail: poststelle@lkv.bayern.de
Projektname:
FSM-IRMi
Projektdauer:
2014 bis 2018
Kooperation:
Projektförderer:
Betreuende Tierärzte:
Themenfelder:
Hintergründe
Die Grundidee des Gemeinschaftsprojektes ist die Erforschung, Entwicklung und Umsetzung eines Frühwarnsystems für Energiestoffwechselprobleme bei Kühen in der kritischen Phase vom 5. bis 50. Laktationstag. Aus den bei der Milchleistungsprüfung sowieso anfallenden Infrarotspektren der Milch sollen zusätzliche Informationen bezüglich des Risikos oder des Vorliegens einer subklinischen Ketoseerkrankung gezogen werden.
Ziel
Das Projekt dient der Verbesserung der Gesundheit und des Wohlbefindens der Tiere und zielt auf einen geringeren Antibiotikaeinsatz und eine Optimierung von Fütterung und Haltung ab. Zudem könnten die enormen wirtschaftlichen Schäden durch Leistungseinbußen, insbesondere aufgrund von Sekundärerkrankungen bei Ketosen, vermieden werden.
Ergebnis
Im praktischen Teil dieses Projektes standen wöchentlich Betriebsbesuche auf Fleckvieh- und Braunviehbetrieben in ganz Bayern an. Hier wurden Tiere zwischen 5. und 50. Laktationstag klinisch untersucht, wobei das Hauptaugenmerk auf der Stoffwechselgesundheit liegt. Zusätzlich wurden im Rahmen der Untersuchung auch Blutproben genommen und im Labor die Ketonkörperkonzentration, Konzentration an freien Fettsäuren und Leberenzymen analysiert. Parallel zur klinischen Untersuchung wurden einmal pro Woche Milchproben der Tiere gezogen und beim MPR der Infrarotspektroskopie unterzogen. Im nächsten Schritt folgt der Vergleich von IR-Spektren gesunder, subklinisch und klinisch erkrankter Ketosekühe, die Ermittlung signifikanter Unterschiede zwischen diesen Gruppen und anhand derer die Entwicklung eines Frühwarnsystems für den Routineeinsatz. Für die Etablierung des Frühwarnsystems wurde die Form einer Doppelampel gewählt, um die Informationen auf einen Blick erfassbar und auf das Wesentliche reduziert darzustellen. Somit ist eine frühzeitige Erkennung von Problemen und Einleitung von Gegenmaßnahmen möglich.
Ampel 1 „Fett- Mobilisierungs- Ampel“
Diese Ampel beruht auf der Konzentrationsbestimmung an freien Fettsäuren (FFS) im Blut, welche mittel Infrarotspektroskopie der Milch berechnet werden können. Da die Konzentration an FFS im Wesentlichen vom Grad der Fettmobilisation und der Fähigkeit der Kuh zur Verwertung dieser FFS aus den Fettdepots abhängt, kann diese Ampel als Frühwarnsystem für sich anbahnende Probleme im Energiestoffwechsel gesehen werden.
Rot |
Die Milchzusammensetzung weißt einen deutlich erhöhten Fettabbau mit einer erheblichen Entstehung von FFS hin. → Eine Einleitung von Maßnahmen in Abstimmung mit dem bestandsbetreuenden Tierarzt wird empfohlen, um dem Auftreten einer Ketose frühzeitig entgegenzuwirken.
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Gelb |
Nur leichte Veränderungen in der Milch sind festzustellen, welche auf einen erhöhten Körperfettabbau mit nachfolgender hoher Konzentration → Eine genaue Beobachtung der Tiere wird empfohlen. |
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Grün |
Es liegen keine Veränderungen der Milch vor, welche auf einen erhöhten Gehalt an FFS hinweisen. → Die Kuh hat mit hoher Wahrscheinlichkeit derzeit kein Problem mit ihrem Energiestoffwechsel. |
Ampel 2 „Ketose- Ampel“
Bei dieser Ampel wird der Gehalt an β-Hydroxybutyrat (BHB, dem im Stoffwechsel der Kuh am meisten gebildeten Ketonkörper) im Blut und der Fett- Eiweiß- Quotient (FEQ) welche mittel Infrarotspektroskopie der Milch berechnet werden können. Die Ampel informiert so über das Ketoserisiko und stellt Stufe zwei der möglichen Stoffwechselentgleisungen dar.
Rot |
Infolge einer sehr starken Stoffwechselbelastung (erhebliche Ketonkörperbildung) treten deutliche Veränderungen in der Milch auf. → Eine Einleitung von Maßnahmen in Abstimmung mit dem bestandsbetreuenden Tierarzt wird empfohlen. |
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Gelb |
In der Milch gibt es Hinweise auf einen erhöhten BHB-Wert oder einen veränderten FEQ- Wert in Richtung Ketose. → Eine genaue Beobachtung der Tiere wird empfohlen. |
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Grün |
Es sind keine Veränderungen in der Milch feststellbar, welche auf eine erhöhte BHB- Konzentration oder einen veränderten FEQ hinweisen. → Es besteht kein Ketose Risiko. |
Im weiteren Verlauf des Projektes soll das bereits entwickelte Frühwarnsystem für Braunvieh überprüft und gegebenenfalls angepasst werden. Die rassespezifischen Unterschiede zu Fleckvieh (Stoffwechseltyp, Milchleistung, Milchinhaltsstoffe) werden in den Untersuchungen berücksichtigt, um ein für Braunvieh zugeschnittenes Frühwarnsystem im Rahmen der MLP zu entwickeln. Dabei fließen die Erfahrungen, welche bei der Entwicklung des Frühwarnsystems bei Fleckvieh gemacht wurden, ein. Der Milchprüfring Bayern e.V. stellt in diesem Projekt diverse Messdaten für die Auswertung zur Verfügung.
Forschung und Praxis verbindet das LKV Bayern e.V.
Beim vom LKV Bayern e.V. etablierten Stoffwechselmonitoring werden nun die Infrarotspektren (Gesamtheit der Extinktionen über alle verwendeten Wellenlängen des IR-Lichts) von Tieren mit und ohne verstärkten Körperfettabbau bzw. mit und ohne Ketose miteinander verglichen. Somit können Veränderungen der Inhaltsstoffe, welche bei einem verstärktem Körperfettabbau bzw. einer Ketose auftreten (erhöhter Milchfettgehalt, erhöhte Ketonkörperkonzentration, etc.) schnell erkannt werden. Anhand der Gesamtheit der Unterschiede zwischen „kranken“ und „gesunden“ Tieren wurde dann die Doppelampel entwickelt.
Grundsätzlich stellt das entwickelte Stoffwechselmonitoring ein Warnsystem dar, welche keine tierärztliche Diagnose ersetzen kann und will, sondern als Zusatztool zur Erkennung gefährdeter Tiere entwickelt wurde. Auffällige Tiere mit mittlerem / hohem Risiko sollten dem Tierarzt vorgestellt und weitere diagnostische Maßnahmen durchgeführt werden.
Wenn Sie sich näher über den Report informieren möchten, finden Sie sämtliche Informationen auf der Homepage des LKV Bayern e.V.
Kontakt LKV
Bayern e.V.
Landsberger Straße 282
80687 München
Tel: +49 89 5443 48 0
E-Mail: poststelle@lkv.bayern.de